Im Treibhaus

Der aktuelle Fall des Klimaforscher Lennart Bengtson hat mich zum Nachdenken gebracht. Prof. Bengtson ist ein renommierter Wissenschaftler und ist ein sehr freundlicher und höflicher alter Mann. Was geschah, ist folgendes: Es ist bekannt und unumstritten, dass es – im Gegensatz zu den 1980er Jahren – in den letzten ca. 15 Jahren keine nennenswerte globale Erwärmung des Klimas mehr gegeben hat. Das hat sogar das britische Met Office Hadley Centre, eine Art Hauptquartier der Klimawissenschaft (wie überhaupt fast alle wissenschaftlichen „Autoritäten“ ihren Sitz in Groß-Britannien haben) hat das bestätigt. Prof. Bengston ist der Meinung, dass diese Tatsache nicht genügend in dem diesjährig erschienenen IPCC-Bericht erwähnt wurde. Er vermutet, dass in den Klimamodellen, auf die sich der IPCC-Bericht bezieht, der Einfluss der Treibhausgase (v.a. CO2) auf die Temperaturänderung in der bodennahen Atmosphäre überschätzt wird, und wollte dieser Frage gerne auf wissenschaftliche Weise nachgehen. Anscheinend stelle er jedoch fest, dass alle dem Mainstream entsprechenden Forschungsinstitute kein Interesse an dieser Art von Fragestellung haben, vermutlich weil sie um ihre Reputation fürchten, wenn sie sich mit so etwas auseinander setzen. Deshalb entschloss er sich, mit der „Global Warming Policy Foundation GWPF“ Kontakt aufzunehmen, bei der er Unterstützung für sein Anliegen fand. Das Problem ist jedoch, dass diese Organisation klimaskeptisch ist. Daraufhin wurde Lennart Bengtson so stark angefeindet, u.a. sogar von seinen früheren Kollegen, dass er nach eigenen Angaben um sein Leben fürchtete und deshalb die GWFP wieder verließ. (Das passt irgendwie überhaupt nicht zusammen mit dem ewigen Gejammer der Mainstream-Klimatologen, dass es doch so schwer sei, die Leute davon zu überzeugen, dass die menschengemachte Klimakatastrophe vor der Tür steht, und dass sie ständig gegen eine Wand anreden müssten… keiner nehme sie ernst…Grad letzte Woche musste ich mir das wieder in einer Podiumsdiskussion anhören.)

Man könnte natürlich sagen, wie Hans von Storch, dass es sich bei der GWPF um eine (anglo-amerikanische Interessen (würg!) vertretende) politische Organisation handelt, die deshalb keinen guten Partner für wissenschaftliche Forschung abgibt. Aber wenn man einmal genauer darüber nachdenkt, ist das kein gutes Argument, denn auch wenn man Mainstream-Forschung betreibt, ist man letztendliche auf Gelder politischer Organisationen angewiesen (zum Beispiel dem Bundesministerium für Bildung und Forschung). Wissenschaft und Politik sind nicht voneinander zu trennen! Oder anders ausgedrückt, wissenschaftliche Betätigung ist immer politisch, denn sie bestimmt, wie wir die Welt wahrnehmen — sie beeinflußt unser Bewusstsein.

Für mich bedeutet das ganze folgendes: Wir sind inzwischen so weit gekommen, dass selbst die angesehendsten Leute am Ende ihrer Karriere vom „Konsens-System“ abgeschossen werden. Selbst wenn man ein absoluter Duckmäuser ist, und immer schön nachplappert was die Systemlinge hören wollen, ist man vorm Abschluss nicht mehr sicher. Ich glaube, wir leben inzwischen in derart schwierigen Zeiten, dass man die Angst vorm Abweichen vom vorgezeichneten Weg überwinden muss. Duckmäusertum kann man sich einfach nicht mehr leisten. Ich gehöre auch zu diesen ängstlicheren Menschen, aber das hindert mich trotzdem nicht mehr daran, solche Zeilen hier in meinen Blog zu schreiben.

Siehe auch:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/streit-in-klimaforschung-um-lennart-bengtsson-a-969841.html

Magie des Schreibens

Gelegentlich kann einem der eigene Mist so vorkommen, als sei er so hartnäckig, dass die ganze Welt in der Katastrophe versinken würde, falls er (der Mist) sich eines Tages komplett auflösen würde. Bei mir ist der Mist-Komplex vereinfacht so auszudrücken, dass ich nicht (oder nur unter großer Anstrengung und mit einer gewissen Misserfolgsquote) in der Lage bin, ein eigenes Gesprächsthema zu beginnen, sobald ich in einer Menschengruppe bin — während ich es ebenfalls als schwer empfinde, dem Gesprächsthema der anderen zu folgen, und deswegen auch kaum daran teilnehmen kann. Gestern hatte ich einen Streit deswegen mit der Familie — er hieß, es sei nur eine Ausrede bzw. ein Schuldvorwurf, als ich sagte, mich würden diese Gesprächsthemen nicht interessieren. Ich würde mich nur nicht verändern wollen. Ich solle dann eben ein eigenes Gesprächsthema erschaffen. Was mir, wenn ich ehrlich bin, in meinem momentanen Gemütszustand (und aller meiner bisherigen Erfahrung nach) kaum erreichbar erscheint.

Angesichts der Tatsache, dass ich, seit ich mich erinnern kann, immer wieder durch dieselben Erfahrungen hindurch gehe, kommt es mir so vor, als ob ich schon alles ausprobiert hätte, um diese Situation zu verändern… dabei ist das sicherlich gar nicht der Fall! Warum ändere ich nicht ein paar meiner Gewohnheiten, von denen ich weiß, dass sie nicht nützlich sind? Auch das Erschaffen neuer Gewohnheiten könnte hilfreich sein, z.B. das regelmäßige, öffentliche Schreiben. Allein schon das Wissen um die Tatsache, dass das Geschriebene für jedermann lesbar ist (egal ob es nun gelesen wird oder nicht) gibt dem Geschriebenen schon eine stärkere, man könnte sagen magischere, Veränderungskraft, als wenn es nur gedacht, oder auch nur unveröffentlicht geschrieben ist. Tatsächlich macht man sich beim öffentlichen Schreiben auch viel mehr Gedanken, in wie weit man etwas von sich selber preisgeben will, und wieviel davon man dem Leser zumuten mag. Das gibt dem Geschriebenen mehr Gewicht.

Gedicht

Die Einsamkeit kommt immer wieder
regelmäßig inmitten der Menschen,
die eigentlich meine Vertrauten und Freunde sein sollten.

Was will die Einsamkeit von mir?
Ich habe sie nicht herbeigerufen.
Ist sie mein Freund oder mein Feind?
Will sie mich isolieren,
oder mir einen besseren Weg zeigen?
Will sie mir meine Seele rauben,
Oder mich vor Schwierigkeiten beschützen?

Vielleicht kann ich es selbst entscheiden.
Dann mache ich die Einsamkeit zu meinem Freund
mit dem ich alles teilen kann.
Dann gibt es gar keine Einsamkeit mehr.
Sondern nur noch die Freundschaft.

Lunch time

Gestern kam in der Mittagspause mit den Kollegen das Thema Russland auf. Es ist schon erstaunlich, dass selbst intelligente Menschen den vorgegebenen Medien-Sermon wiedergeben, und vor allem, dass sie auch noch glauben, es sei ihre eigene Meinung. Vielleicht hat Gerd-Lothar Reschke recht, wenn er meint, dass gerade der Durchschnitts-Intellektuelle die systemkonformste Lebensform darstellt. Es wurde behauptet, Russland sei mittlerweile völlig isoliert, dass es zum Krieg käme, wenn die Russen die Grenze zur Ukraine überschreiten würde, und dass die europäischen und amerikanischen Streitkräfte stark genug wären, um Russland zu vertreiben.

Meist habe ich bei solchen oder ähnlichen Gesprächsthemen einfach geschwiegen und nur (in manchen Fällen innerlich kopfschüttelnd) zugehört. Unter anderem wohl auch deshalb, weil ich so wie so meistens schweige und nur zuhöre, und selbst dann, wenn ich etwas beitrage, es meistens nur unwesentliches ist und nur selten auf Interesse stößt. Trotzdem war ich froh, dass ich dieses Mal zumindest zu erkennen gegeben habe, dass ich abweichende Vorstellungen vertrete. Immerhin sagte ich soviel: Dass ich nicht glaube, dass Russland so isoliert ist, wie die Standardmedien es uns glauben machen wollen, da der überwiegende Teil der europäischen Bevölkerung das gar nicht so sieht. Dass die Frage sei, was die Russen eigentlich gemacht hätten, außer den Schutz der russischen Minderheit in der Ukraine zu fordern (immerhin mein indischer Kollege stimmte mir in diesem Punkt zu). Auf die Entgegnung, ob ich es denn in Ordnung fände, dass die Russen ihre (nach meinem Stand des Wissens inzwischen sogar wieder abgezogenen) Truppen an ihrer Westgrenze zur Ukraine stationieren, entgegnete ich, dass die NATO ebenfalls an der Ostgrenze der EU aufrüstet. Da konnte natürlich keiner mehr so richtig dagegen argumentieren, und ich ließ das Thema.

Selbstverständlich hätte ich noch viel mehr dazu sagen können. Dass die Revolution in der Ukraine vom Westen aus angezettelt war, und wahrscheinlich ein illegaler Putsch war. Dass auch dieses Mal wieder eindeutig die USA und die EU die Aggressoren sind, und praktisch alle Mainstreammedien deren treue Komplizen sind. Dass letztere sich anscheinend nicht im geringsten daran stören, dass an der jetzt an die Macht gekommenen ukrainischen Regierung waschechte Neonazis mitmischen, während man hier schon als Nazi verleumdet wird, wenn man die amerikanische Federal Reserve Bank (FED) kritisiert. Dass gerade die Europäer gravierende wirtschaftliche Nachteile von Sanktionen gegen Russland haben werden. Aber das hätte sicherlich zu nichts geführt, und es ist gut, dass ich das Thema an der passenden Stelle habe ruhen lassen. Es hat gereicht, und war in meinen Augen auch richtig, mein nicht-einverstanden-sein mit der geäußerten Ansicht mitgeteilt zu haben.

Zum Schluss übrigens noch ein Wort zu dem häufig gehörten Vorwurf, vor allem die Deutschen seien so blöd um alles zu glauben, was in der Glotze kommt oder im SPIEGEL & Co. steht. In der besagten Mittagsrunde war ich nämlich der einzige Deutsche. Die Konversation fand auf englisch statt. Das hat es für mich natürlich zusätzlich schwieriger gemacht, mich klar und unmissverständlich zu dem Thema zu äußern. Während ich mit dem fachidioten-englisch, dass ich für meine tägliche Arbeit verwende, keine Probleme mehr habe. Dass sich Wissenschaftler heut fast nur noch auf englisch verständigen, erklärt wahrscheinlich, warum sie keine klaren politischen Gedanken mehr fassen können, es sei denn, sie sind Angelsachen.