Konstanten

In letzter Zeit kommt es mir immer mehr so vor, als ob mein Idealismus von früher, und meine Hoffnungen, dass es in der Zukunft besser werden würde als es jetzt ist, immer mehr verblassen. Geblieben sind nur vage Vorstellungen davon, was richtig und falsch ist, was gut ist zu tun, und was nicht gut ist. Aber auch die Bemühungen, mehr Energie aufzubringen, um die guten Dinge zu tun und die schlechten zu unterlassen, werden immer schwieriger. Und zwar einfach deshalb, weil immer mehr die Hoffnung schwindet, neue (bessere!) Handlungsweisen auf die Dauer aufrecht zu erhalten, auf Grund meiner Erfahrungen der letzten vier, fünf Jahre. Wenn man nicht mehr an das Ziel glauben kann, kommt einem der Weg dahin auch immer sinnloser vor, und dann geht’s natürlich nicht mehr richtig.

Wie es so weit kommen konnte, ist eine schwierige Frage. Wie ich in einem der letzten Einträge schon einmal ausführte, lag es möglicherweise daran, dass ich vor fünf Jahren aufgrund einer falschen Entscheidung auf eine Schiene geraten bin, die nicht die beste für mich war. Ich hatte meine Fähigkeit, mit neuen, veränderten Situationen klarzukommen, überschätzt (ob ich sonst wesentlich besser dran gewesen wäre, kann ich natürlich nicht wissen; jedenfalls würde mit wahrscheinlich ein Stück Erfahrung fehlen). Auch mit meiner Fähigkeit, mein Leben unabhängig von den Wünschen anderer selbst zu gestalten, ist es nicht allzu weit her, wie ich feststellen musste. Na ja, eigentlich war es auch vorher schon so, aber dass es diesmal wieder so geworden war, war halt schon etwas ernüchternd.

Wie auch immer, die in mehrerer Hinsicht veränderte Situation führte dazu, dass ich aufgrund emotionaler Überforderung nicht mehr fähig war, einige Konstanten meines vorherigen Leben fortzuführen. Dazu gehörten nicht nur mein Freundeskreis und die Musik, sondern auch mein bisheriges Arbeitsgebiet, die Physik, die ja inzwischen zu einem wichtigen Bestandteil meines Blogs geworden ist. Und wie selten ich mich mit ihr noch beschäftige, wird durch die Frequenz meiner Blogeinträge deutlich reflektiert.

Vielleicht ist es gerade deshalb so wichtig, die wenigen Konstanten, die noch übrig geblieben sind, aufrecht zu erhalten. Diesen Blog zum Beispiel. Warum sind meine letzten Einträge schon wieder so lange her? Die ständige Vorstellung, jetzt gerade keine Zeit dafür zu haben, und erst dann mal wieder zu schreiben, wenn dies oder das erst mal erledigt ist, sind natürlich reine Ausreden. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich immer denke, ich müsste über ein ganz wichtiges, gründlich durchdachtes und ausgearbeitetes, publikationsreifes, Thema schreiben, was dann immer nur zur Entmutigung führt. Manchmal habe ich auch einen guten Einfall, was ich schreiben könnte, aber schon ein, zwei Stunden später kommt es mir dann schon wieder zu unwichtig vor, oder ich erinnere mich mehr richtig daran, und so weiter. Und wenn ich mich dann – wie jetzt – doch einfach mal hinsetze um etwas zu schreiben… siehe da.. es geht trotzdem!!

Eine weitere Konstante in meinem Leben, seit inzwischen fast zehn Jahren, ist der Buddhismus. Er hat mich dem Verständnis von der Funktionsweise und Beschaffenheit des Geistes näher gebracht, als andere Lehren (obwohl jene vieles ergänzt haben). Das heißt nicht, das der Buddhismus deshalb besser ist, als andere, z. B. westliche Lehren, sondern, das er für mich persönlich wichtig war, und deshalb ein gänzliches Fallenlassen kontraproduktiv wäre. Natürlich kommt er aus einem völlig anderen Kulturkreis, deshalb ist die Beschäftigung damit z. B. in Deutschland schwieriger und mit mehr Fallen verbunden, als in Asien. Weshalb er auch von vielen kritisiert wird. Aber warum das dann bedeuten soll, dass ich mich deshalb trotz erwiesenen positiven Resultaten davon abwenden soll, erschließt sich mir nicht. Natürlich passt das Christentum kulturell gesehen besser hierher, und es ist völlig unverständlich, warum es ständig mit Dreck beworfen wird, und zwar auch noch von Leuten, die vom Buddhismus ganz begeistert sind. Darum geht es mir nicht, sondern allein darum, was einen weiterbringt, und was nicht.