Freunde

Es war schon immer ein typisches Problem von mir, nicht genügend Freunde zu haben. Komisch, dass es doch manche Dinge gibt, die sich einfach nicht ändern. Das ist auch so eine dieser Konstanten, um auf meinen letzten Eintrag zurückzugreifen. Dabei ist es nicht so zu verstehen, dass es da generell keine Änderungen gab oder gibt. Ich hatte immer Freunde (ob es nun zu wenige waren oder nicht). Manchmal sah ich sie öfter, manchmal weniger oft. Manchmal freute ich mich, sie zu sehen, manchmal weniger, und manchmal auch nicht. Manchmal war ich mit ihnen einig, und manchmal konnte ich ihre Ansichten ganz und gar nicht ab, und ärgerte mich über sie. Aber erst wenn die alten Freunde mal nicht mehr da sind bzw. man nur noch alle halbe Jahre mal mit ihnen in Kontakt steht (und das ist eindeutig zu wenig), und andererseits auch keinen neuen dazu kommen, merkt man, dass sie halt trotzdem Freunde sind. Und dann kommen bei mir auch wieder die alten Depressionen hoch und das Gefühl, dass ich doch immer noch das alte Problem mit mir rumschleppe, keine Freundschaften pflegen zu können. Ich sei nicht aktiv genug, heißt es dann. Mag sein – aber wenn einen allein der Versuch, auch nur daran zu denken, sich in Zukunft mehr Mühe geben zu wollen, schon entmutigt, ist das natürlich leicht daher gesagt.

Wie soll man auch unter den heute in Deutschland herrschenden Zuständen Freundschaften pflegen und aufbauen können, wenn einem das nicht so leicht fällt? Wenn die Studienzeit mal um ist, darf man sich ein soziales Umfeld nur noch unter den Arbeitskollegen aufbauen, da “erwerbstätige” Arbeit höher geschätzt wird als alles andere in der Welt. Da wird dann mit verpflichtenden “social Events”, “Capacity Building”, “Meetings” und allerelei sonstigen Veransltungen aller Art, natürlich allesamt mit Bezeichnungen aus dem angelsächsischen Sprachraum, die kein Mensch aussprechen kann, kräftig nachgeholfen. Ach ja, “erwerbstätig” in Anführungszeichen deshalb, weil ich diesen Bergiff noch kurz definieren will. Erwerbstätig heißt eine Arbeit, wenn sie in einer zum Petrodollar äquivalenten Währung ausbezahlt wird, und zwar um so höher, je imaginärer und irrealer die Leistung bzw. das Produkt der jeweiligen Arbeit ist.

Und wenn die Arbeit dann mal um ist? Als ich noch studierte, zog ich gern mal mit Freunden (also jenen, die ich ober erwähnte) durch die Kneipen, z.B. Vom “Murphy’s Law” über den “Thing” in den “Dudelsack”, und obwohl ich schon immer Nichraucher war, hatte die dortige verrauchte Atmosphäre etwas besonderes. Seitdem sich auch in Deutschland jene faschistoiden “Nichtraucherschutzgesetze” durchgesetzt haben, ist es damit jetzt auch schon wieder seit bald 5 Jahren vorbei. Jetzt ist alles steril, rauchfrei und mit kalten quecksilberverseuchten Energiesparbirnen beleuchtet. Kann man nach der Arbeit also nur noch zurück nach Hause vor die Glotze.