Mittagessen mit Kollegen

Heute beim Mittagessen mit zwei Kollegen. Eigentlich mag ich sie ja. Leider kamen sie auf die verhängnisvolle Idee, über Politik und die bevorstehenden Bundestagswahlen sprechen zu müssen. Schon wenn dieses Thema aufkommt, wird mir jedesmal schon Angst und Bange, weil ich immer im Vorraus schon weiß, woraus es hinausläuft. Und wie gewöhnlich wurden meine Befürchtungen wieder einmal noch übertroffen.  

Für die Wahlen verlassen sich die beiden auf den Wahl-O-Mat. Das war noch nicht einmal das Schlimmste. Schlimmer wurde es, als Merkel ins Gespräch kam. Wie toll sie doch das alles mit den Flüchtlingen gemacht habe, meine die eine. Naja, so toll doch auch wieder nicht, meinte der andere. Aber trotzdem, besser als sie hätte es kein anderer machen können, auf diesen gemeinsamen Nenner konnten sie sich dann doch einigen.

Ich schwieg. Mir veschlägt’s bei sowas leider jedesmal die Sprache. Immerhin wagte ich den Einwurf, dass Merkel doch bei der Grenzöffnung für die “Flüchtlinge” sämtliche nationalen und internationalen Verträge und Bestimmungen gebrochen habe. Davon hatten beide zwar noch nie etwas gehört, aber naja, im Notfall, wenn man diesen armen, verhungernden Menschen (>90% kräftige jungen Männer!) helfen müsse, seinen solche Regeln ja nicht so wichtig und dürften selbstverständlich auch mal  gebrochen werden. Dass Merkel aber bei weitem nicht bei allen so beliebt sei, meinte ich, da sie ja auf ihren Wahlveranstaltungen regelmäßig ausgebuht wird. Das fand die Kollegin aber echt gemein, weil unsere Berufspolitiker sich ja so aufopfern und das ja so eine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe sei, die sonst kein anderer machen wolle. Ich hätte heulen können…

Aber dann setzten sie nochmal einen drauf: Dass unsere europäischen Nachbarn doch mehr Flüchtlinge aufnehmen sollten, und dass die Dänen und Ungarn sich nicht so abschotten dürften. Wissen diese Leute etwa nicht mehr, dass es regelmäßig in Katastrophen mündete, wenn Deutschland seinen Nachbarn seine wahnsinnigen Ideologien aufzwingen wollte? Kaum zu glauben!

Es ist so unvorstellbar schräg, da sitze ich mit hoch studierten, überdurchschnittlich intelligenten Menschen zusammen, und sie haben nicht die geringste Ahnung, was in diesem Land auf sie zukommt. Obwohl selbst für jeden durchschnittlich intelligenten Menschen völlig offensichtlich sein müsste, dass keiner von uns vier weitere Jahre Merkel unbeschadet überstehen kann — sofern er sein eigenes Denken nicht vollständig für die Karriere aufgegeben hat.

Mir bleibt in solchen Situationen nichts anderes übrig, als eine kurzes Stoßgebet gen Himmel zu schicken, dass das Gespräch so schnell wie möglich vorbei sein möge. Ich muss ja mit diesen Leuten auskommen, mir bleibt keine Wahl. Zum Glück bin ich religiös, denn ich gehe davon aus, dass diese diesseitige Welt für jeden von uns nur eine kurze Episode von etwas viel größerem ist. So kann ich darauf Hoffen, dass diejenigen, die sich nicht der allgemeinen Gehirnwäsche unterwerfen und jetzt, in dieser Zeit, gegen den Strom schwimmen müssen, diese Mühsal einmal überstanden haben werden. Die anderen dagegen, die im Mainstream mitschwimmen und dadurch mit zur großen Katastrophe beitragen, werden diese ganze Scheiße nochmal, und nochmal, und immer und immer wieder durchlaufen müssen, bis sie es auch irgendwann einmal begriffen haben.